Vom Suchen & dem Finden.

 

 

Mehr. Immer mehr.

Nur diesmal – einfach immer mehr, vom Weniger.

 

 

Kaum etwas, das einem so schwierig vorkommen dürfte, wie genau in dieser Zeit, dieser Gesellschaft, diesem Druck, immer etwas leisten zu müssen – wie dieses Mantra von „More of the less“. 

„More of the less“ – begleitet mich nun schon seit Anfang des Jahres und es hat mich dann doch eine weitere OP, eine lange Zeit auf Krücken und auch einschneidende Erfahrungen im Leben gekostet, um vielleicht noch mehr zu verstehen, welche Kraft hinter diesen Worten – und vor allem deren Umsetzung steckt. 

Intuitiv folge ich immer dem, was mir gerade im jeweiligen Moment am meisten hilft, dem, was ich gerade wirklich brauche. Und dennoch ist es natürlich so, dass auch ich hier immer wieder von äußeren Faktoren beeinflusst werde – ich meine Entscheidungen nicht ganz „bei mir“ treffe, ich mich verunsichern lasse: von fremden Meinungen sowie von einer vermeintlich eigenen Meinung davon, „wie ich zu sein habe“ und von alten Erfahrungen, die mich eines Besseren belehren wollen.

 

Unterwegssein. In jeder Sekunde – entdecken, fühlen, leben. Bei mir sein.

 

Der Intuition wirklich folgen…

Als ich im vergangenen Jahr so viel unterwegs war wie noch nie, ich scheinbar rastlos Deutschland & Frankreich auf ihren schwierigen Routen durchquert habe, tat ich genau das, was ich in dieser Zeit so sehr brauchte: 

das Gefühl davon, einfach nur frei & unterwegs zu sein, nicht denken zu müssen, mich nur ums Radfahren kümmern zu müssen. Ich wollte und brauchte nichts mehr als das, denn es war meine Art, Heilung in einigen mentalen und seelischen Schmerzen zu finden.
Ich hätte nicht anders heilen können, als es auf diesem Wege zu tun – auch wenn es für Außenstehende vielleicht nicht ganz verständlich war. Alles andere – wäre eine Qual gewesen. Dieser Weg – war meine persönliche Befreiung. 

Es war hier bspw. auch mein Weg, einer Teilnahme am Rennen der French Divide Adieu zu sagen, um viel lieber meinen eigenen Track zu fahren und somit meinem Herzen zu folgen – ein Weg, der mir viel wichtiger war und mir mehr gegeben hat, als eine vermeintliche Anerkennung durch die Teilnahme an etwas „Offiziellem“ und einer gewissen „Prestige“. 

Es war mein Weg, mich in dieser Zeit gegen die Weiterarbeit an der Doktorarbeit zu entscheiden, auch wenn dies bedeutete, zurück im Alltag nach der Tour wieder viel mehr Kraft und Nerven an sie verschwenden zu müssen – es bedeutete, das ganze Projekt noch mehr in die Länge zu ziehen, es bedeutete, dass sie als großer Druck auch weiterhin in meinem Nacken schwelte. 

 

 

Es war mein Weg – und es war richtig so.

 

…& vom Teilen davon.

Diesen Weg habe ich immer gerne geteilt – hier am Blog und vor allem auch (weil kurzfristig und lebendig so schnell möglich) auf Instagram. Ich durfte erfahren, was es bedeutet, Menschen anzustecken und inspirieren zu können, ihnen durch Bilder, Abenteuer und Worte neuen Mut & Hoffnung zu schenken. Ich durfte Menschen kennenlernen, die ich heute zu meinen Freunden zählen darf. 

Menschen, die mich in den vergangenen Monaten nicht alleine gelassen haben – die nicht nur meine Storys gesehen haben, sondern auch immer noch m i c h, Leona, dahinter – die ebenso wie alle anderen auch, ein Leben hat, dass eben auch nicht frei von Schmerz, Leid, Verlusten und eben den alltäglichen Herausforderungen ist. 

 

Mich als Mensch. 

 

Menschen, die für mich da waren, schenkten mir hier Kraft, über jene Menschen hinweg zu kommen, die zwar vorher „da“ (& laut) waren, die jedoch jetzt, in einer schwierigen Zeit, so fern & still wurden wie nie zuvor. Social Media zeigt Dir – unabdingbar – wer sich hinter Deiner Story wirklich für Dein Leben interessiert und auch, wer es eben nicht tut. Dies anzunehmen, kann uns unfassbar viel Kraft kosten und – im falschen Moment – auch eben sehr weh tun. 

 

…& was wäre, wenn – Dein Leben gut so ist, wie es gerade ist?

 

Reflexion unserer Motivation

Nicht nur deswegen ist es so sehr wichtig, zu reflektieren, was diese Plattformen wirklich mit einem machen. 

Denn – so sehr ich dieses Teilen hier auch liebe, weiß auch ich, was das Betrachten des „tollen Lebens der anderen“ mit einem machen kann. Der Grat zwischen Inspiration & Motivation zu Selbstzweifel & dem Gefühl, „stucked“ im eigenen Leben zu sein, das scheinbar niemals gut genug sein wird, ist schmal – verdammt schmal. 

Vor allem für Jene, die ohnehin schon mit mentalen Blockaden oder Problemen zu kämpfen haben. 

Wenn ich jetzt hier sitze, an diesem magischen Ort, umgeben von himmelhohen Gipfeln, ich rauschende Wasserfälle in der Ferne höre und ich weiß, dass ich mir gerade zumindest ein Stück weit einen der Träume von „more of the less“ erfülle, Monate, nachdem ich ihn ausgesprochen habe („ich möchte endlich mal so richtig in den Bergen wohnen“), dann möchte ich mit keiner Menschenseele tauschen wollen.

So aufregend, inspirierend und so viele Likes ihr Foto vom jeweiligen Moment auch gerade bekommen sollte. Schauen wir in diesem Mechanismus genau hin, ist es ja immer der Vergleich, der uns dann doch wieder struggeln lässt. Ein Vergleich zu einer Momentaufnahme, deren Perfektion ohnehin ja doch immer (!) unerreichbar sein wird und immer ist. In diesem Sein gilt es, loszulassen, von dem, was andere vielleicht gerade tun und auch von dem, was man selbst sich vielleicht gerade auferzwingen möchte. Dazu gehört auch, das eigene Bild von sich, das für einen selbst vielleicht noch solange gepasst hat, loszulassen – wenn man feststellt, dass es eben genau jetzt und hier, schlicht und ergreifend nicht mehr passt. Es uns nicht mehr glücklich macht. 

 

Ergebnisse der Reflexion.

Es gehört dann eben auch dazu, in dieser Reflexion zu erkennen, dass man gerade einfach nicht mehr hingehört, wo man gerade steht und ist. Dass man sich vielleicht weiter entwickelt hat, man sich selbst in seinem alten Bild nicht mehr wiederfindet – es auch einfach nicht mehr den neuen, eigenen Werten entspricht.

Es gehört dann Mut & Kraft dazu, in diesem Ergebnis seinen eigenen Weg neu und auch anders weiterzugehen. Sich frei zu machen von allem, was uns hier aufhalten kann. Vor meiner Abfahrt hier in die Berge hörte ich dazu im Podcast „Ein Löffel Butter“ von Simon Michalowicz die neue Folge mit Outdoorsportlerin und -bloggerin Erika, auch bekannt als „Ulligunde“, in der beide genau dieses Thema ansprechen. Es geht hier insbesondere darum, wo unser Platz dort draußen – denn eigentlich ist. Und auch darum, dass wir diesen Platz ohnehin immer wieder & aufs Neue – neu finden müssen. Und auch dürfen.

Speziell in unseren Sportarten und den damit zusammenhängenden Leidenschaften, die uns so sehr umtreiben, kann das jedoch so dermaßen schwer sein. Seinen eigenen neuen Weg zu finden und ihn auch zu gehen – kostet Mut. Und Kraft. Diese Folge war für mich noch mehr eine Motivation dazu, genau dieses Thema heute anzusprechen, darüber zu schreiben und vor allem: für mich in den kommenden Wochen & Monaten auch nochmals bewusster denn je anzugehen und umzusetzen. Ich danke Simon & Erika sehr für diesen Input, die Ehrlichkeit zu diesem Thema (was in einer Social Media Blase vielleicht auch nicht immer gerne gehört und auch viel zu wenig angesprochen wird) & kann Euch allen die Folge nur sehr ans Herz legen. 

 

Unseren Platz dort draußen – suchen. Und finden. 

 

Was es heißt, bei sich zu sein.

Ich bin gerade h i e r. Und das reicht mir. Ohne noch mehr tun zu müssen. Ohne es unbedingt teilen zu müssen. Ohne aktiv sein zu müssen. 

Es ist hier gerade mein Leben und so banal es auch klingt: mein Leben, ist nunmal schlicht und ergreifend zu kurz. Zu kurz für später. Zu kurz, um Dinge zu tun, die nicht wirklich meine wahren Antreiber sind. 

Ich bin gerade hier und habe abgeschlossen, mit den Dingen, die mich noch so belastet haben. Allen voran, die Doktorarbeit. Außer meiner Anstellung und der Arbeit, der ich gerade nachgehe, gibt es gerade also nicht mehr viel zu tun für mich – nichts, wozu ich mich zwingen müsste, nichts, wohin ich noch streben müsste. 

Plötzlich ist die Zeit da, um innehalten – eine Zeit, auf die ich jetzt seit gut 10 Jahren hingearbeitet habe. 10 Jahre an Zeit, nachdem ich eigentlich schon während des Studiums so dringend einen „Break“, ein Stop, eine Zeit zum Innehalten, benötigt hätte. Ich könnte nun direkt den schon lange ersehnten Schritt tun, wie bspw. den Sprung in die Selbstständigkeit, ich könnte – sofort weiter streben. Das tun, was vielleicht auch gesellschaftlich von mir erwartet wird. Das tun, was vielleicht alle anderen, auch tun würden. 

 

Ein Stop, ein Break, sich eine Auszeit gönnen. 

 

Doch – wofür?

 

Sich Innehalten erlauben dürfen.

Denn es ist eigentlich unglaublich, es bis hierher geschafft zu haben. Nicht so sehr verwunderlich also, dass ich jetzt, wo alles langsam von mir abfallen darf, so sehr müde bin. Müde – aber auch zufrieden bin. Müde, aber auch ruhig geworden bin. Müde – aber auch traurig bin. Müde – & so sehr nachdenklich bin. 

Ich musste kurz nach den letzten Prüfungen noch innehalten – musste die OP über mich ergehen lassen, konnte nicht auf Hau-Ruck so frei sein, wie ich eigentlich gewollt hätte. Und bin es auch nach wie vor noch nicht – denn mein Knie heilt schließlich, immer noch. 

Ich durfte in dieser Zeit tief gehende Erfahrungen machen, einen geliebten Menschen verabschieden, mich auf eine neue Weise damit auseinandersetzen, was es bedeutet, von dieser Welt zu gehen. Es war eine Chance, mich neu zu hinterfragen – mich zu fragen, woran ich mich im Leben, wenn ich mal von dieser Welt gehe, erinnern möchte? Worauf es mir im Leben dann wirklich angekommen ist? Wie sehr ich mich dann an all die Dinge erinnern kann, die ich getan habe, um wirklich glücklich zu sein, die aus mir selbst entsprungen sind – die frei waren, von jeglichen äußeren Einflüssen und Meinungen? 

Wie lange ich mich an Menschen festgehalten habe, die mir nicht gut getan haben? Die mein Herz nur noch mehr verschlossen haben? Wie oft ich dagegen den Menschen, die ich liebe, gesagt habe, wie sehr ich dies tue?

 

Von Fragen & Wegweisern im Leben.

Es sind Fragen, die ich mir immer wieder stelle – mehr, als jemals zuvor. 

Fragen – von denen ich jedoch weiß, dass sie auch in der Schnelllebigkeit des Alltags, in einer Social Media Blase, in unserer Gesellschaft schnell wieder in den Hintergrund rücken und an Bedeutung verlieren können. 

Dabei sollten sie uns doch i m m e r, jeden Tag aufs Neue, ein Wegweiser sein – unsere Werte stützen, auf die wir unser Leben aufbauen möchten, die uns tragen und uns unseren Weg aufzeigen. Und uns auch darin bestärken, ihn weiterhin aufrecht zu gehen. 

Ich halte also jetzt – erstmal inne. Nehme mir Zeit. Gehe offline – für eine Weile – um zu sehen, was es mit mir macht. Wie viel Kraft, Inspiration und Mut es mir schenken kann. Ich nehme mir mehr Zeit, zum Sein, zum Schreiben, vielleicht für ein Buch, das schon zu lange so unangetastet in diesem einen Ordner liegt. Ich nehme mir Zeit, noch mehr als vorher, um keinen Plan zu haben, Zeit für dieses Mehr vom Weniger. Zeit zum Heilen, Zeit für Abschied – von Dingen, die ich nicht mehr brauche, Glaubenssätzen, die mich noch immer hemmen, Menschen, deren Schmerz ich nicht mehr fühlen möchte.

 

Mehr hinschauen. Mehr Zeit nehmen. 

 

Ich nehme mir Zeit – und nehme Dich danach gern weiter mit auf diese Reise. Und lade Dich ein, es mir – in Deinem Sinne & auf Deine Art – auch gleich zu tun. 

Hinterfrage Dich – mehr denn je. Hinterfrage Dich, in deinem Antrieb. Hinterfrage Deine Worte, Dein Handeln, Deine Motivation. Und lass Dich – mit allen Antworten die Du dann finden kannst, genauso sein, wie Du es dann gerade brauchst.

Ich sende Dir alles an Kraft & Mut dafür & sage D A N K E an die, die da sind & auch die, die hier im Stillen folgen und schon lange gefolgt haben. Wir sehen, lesen & wir hören uns. 

Alles Liebe aus den Bergen,

Leona. 

 

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