Du hast immer eine Wahl.
Woraus dein Leben besteht, wie du es gestaltest, mit welchen Menschen du dich umgibst, mit was du dich umgibst – du hast immer die Wahl.
Wir fühlen uns oft machtlos, denken, dass wir in unserer Position feststecken. Wir sind gebunden an unsere Außenwelt, unseren Arbeitsplatz, an Kredite, an die Bank, an Routinen, Muster, den Alltag, Hobbys.
Dann irgendwann kommen Situationen, in denen der Körper einem die ersten Warnsignale gibt. Man hat frei, wacht auf, sollte sich eigentlich freuen, doch wird stattdessen von einem unterschwelligen Panikgefühl verfolgt. Die innere Stabilität und Kraft beginnt zu bröckeln. Sie wird immer dünner und man beginnt, langsam wieder abhängig von äußeren Gegebenheiten zu werden.
Das Glück und die Zufriedenheit kommen plötzlich nicht mehr aus der Tiefe unserer Selbst, sondern wir suchen sie dann in Vorstellungen, Situationen, anderen Wünschen, in der Zukunft.
Geh die Wege auch wenn sie mal steinig sind.
Wir verlernen, im Hier und Jetzt zu leben. Verlernen, den Moment voll auszuschöpfen. Es ist mir wichtig, jeden Tag bewusst zu leben – es gibt dennoch Zeiten, in denen mir dies schwerfällt.
Ich traue mich dann kaum auf die Yogamatte und mein Meditationskissen, weil ich weiß, dass dann all diese Fakten und negativen Energien und Gefühlen aus mir herausbrechen.
Doch wir können vor der Realität nicht davonlaufen. Wir müssen ihr in die Augen schauen und durch alle Gefühle, die mit ihr zusammenhängen, hindurch gehen. Nur dann können wir weiter wachsen.
Wir verändern uns permanent.
Ich mag Veränderung, doch macht sie mir in Zeiten wie diesen auch Angst. Denn je festgefahrener und eingeengter sich alles anfühlt, desto mehr suchen und verlangen Körper und Kopf nach Routine, nach Dingen, wo ich mir sicher sein kann, dass ich dort glücklich bin.
Glücksmomente.
Es sind erlebte Situationen und Bilder, die ich mir dann immer wieder aufs Neue holen möchte. In der vermeintlichen Sicherheit, dass es mir dort nicht schlecht gehen kann. Doch muss ich meine Zufriedenheit, wenn ich sie wirklich zurück erlangen möchte, tiefer in mir wieder finden. So tief, dass es egal ist, wie die äußeren Umstände gerade auch sein mögen.
Manchmal gibt es keine richtige Balance. Es gibt dann nur ein Entweder/oder-Leben.
Entweder Arbeit. Oder Leben. Entweder Glück. Oder Unglück.
Entweder Unabhängigkeit. Oder Abhängigkeit.
Es gibt Zeiten, in denen ich merke, dass etwas nicht rund läuft, etwas in die falsche Richtungen geht, mich von meinem Weg abbringt. Zeiten, in denen etwas grundlegendes fehlt.
Zeiten und Situationen, die mir nicht gut tun.
Doch auch dann – habe ich immer noch die Wahl.
Ich habe die Wahl, mich dagegen zu entscheiden, gegen diese Entwicklung.
Klarheit bewahren.
Wenn ich merke, dass die Augen wieder zucken, ich morgens mit einem leichten Panikgefühl erwache, mein Atem schon dann schneller geht, ich mich nicht mehr die Dinge die ich liebe so leicht anzugehen wie bisher und stattdessen alles bis ins kleinste Detail abwäge – dann wird es Zeit hinzuhören und eine Entscheidung zu treffen.
Leben leben und leben lassen – lass nicht zu, dass dies wieder schwerer wird. Entwicklungen, die sich zunächst wie ein Rückfall anfühlen, können uns aufwachen lassen. Wir können in ihnen lernen, dass wir dorthin, wo wir mal waren, nicht wieder zurück wollen.
Es gehört zu unserem Weg und wir können diese Situation so ändern, dass wir diesen weiterhin gerne gehen. Wir müssen dafür nicht noch auf etwas oder jemanden warten, weiter aushalten oder funktionieren.
Grenzenlose Klarheit schaffen.
Was wünsche ich mir vom Leben?
Freiheit. Innere Freiheit. Die Möglichkeit, spontan zu sein, heute hier, morgen dort. Die Vielfalt des Lebens auskosten zu können. Ungebunden zu sein, ungebunden von Dingen, die ich nicht wirklich brauche.
Ungebunden von Gegebenheiten, unabhängig von meiner Vergangenheit, die mich zwar prägt, aber die nicht mein Leben, meine Zukunft bestimmt.
Ich kann mich entscheiden. Ich kann mich wandeln, jederzeit. Es braucht Mut, es kostet Kraft – aber es ist möglich. Ich kann stagnieren, resignieren. Aber das bringt mich nicht weiter. Wir können jederzeit fortfahren, das zu leben, was wir sind.
„Vollende was du bist“
(Helga Simon-Wagenbach)
Dieses ist nicht umsonst das prägendste Zitat welches sich je in meinem Kopf festgesetzt hat. Ich kann es nur vollenden, wenn ich meinem Weg treu bleibe. Meinen Horizont nach rechts und links zwar erweitere, mich davon aber nicht davon ablenken lasse. Sich treiben lassen in der Sicherheit, dass der Weg sich ergeben wird, solange das Ziel klar vor Augen steht.
Innere Stabilität. Langsam kommt sie wieder. Mit jedem Fokus, den ich mir zurück erarbeite, wird der innere Zustand wieder stabiler. Wie kann ich ihn halten? Umsetzen, verschriftlichen, tanzen, malen? Er ist manchmal so zerbrechlich, dieser Zustand.
Umso wichtiger, dass wir gut auf ihn aufpassen.
Innehalten. Das Glück auskosten.
Es ist so wertvoll, die jetzt neu gewonnene stille Zeit im Winter zu nutzen, um bewusst zur Ruhe zu kommen und in sich hinein zu hören. Die Stille zu suchen, sich auch mal abzukapseln von der Außenwelt.
Was kommt dann?
Fühlen wir uns wohl in dieser Stille? Oder werden wir unruhig, kommt etwas hoch, bahnen sich angestaute Gefühle ihren Weg an die Oberfläche?
Ich merke oft schon Wochen im Voraus, wenn sich so ein Zustand entwickelt. Meist höre ich lange gar nicht hin, und dann bricht alles später umso stärker aus mir heraus. Ich sitze dann auf meinem Meditationskissen und die Tränen laufen ohne Halt meine Wangen hinunter. Es kann dann passieren, dass ich Asanas abbrechen muss, weil es mich übermannt. Es kann auch sein, dass ich am Rad plötzlich keine Luft mehr bekomme, weil plötzlich all die Gefühle meine Luft abschnüren.
Und dann?
Dann ist nur noch Hinhören und durch den Schmerz hindurch gehen angesagt. Es geht gar nicht anders. Je länger wir uns dagegen wehren, negative Gefühle zuzulassen, desto schlimmer und größer werden sie.
Wir sind nicht unsere Gefühle.
Wenn wir uns dessen bewusst sind, fällt es vielleicht leichter, auch solche dunklen Phasen durchzustehen.
Wir sind mehr.
Zeitgleich hat jedes Gefühl, jede Stimmung, jedes Lachen und jede Träne eben auch ihren Sinn und tieferen Hintergrund.
Leb jede Komponente davon aus – denn das ist das Leben.
Unsere Schattenseiten gehören ebenso dazu wie die hellen Tage.
Das darf sein und ist richtig so.
Und auch hier haben wir immer wieder die Wahl, wie wir solche Zustände nutzen.
Verharre ich in ihnen, flüchte ich davor oder schaue ich hin und lerne daraus?
Denn immerhin gibt es ja einen Grund dafür und einen Weg in der Vergangenheit, der mich an diesen Punkt gebracht hat.
Wenn wir uns dann trauen, hinzuhören, zu leiden, zu betrauern – dann können wir lernen. Lernen, was hinter diesen Gefühlen steckt. Wir können wieder klar werden, klar denken, uns wieder fokussieren. Wieder fühlen, dass wir frei sind. Frei sind, unsere Chance, unsere eigene Wahl zu treffen, jederzeit zu nutzen.
ES IST ALLES NUR GELIEHEN
Es ist alles nur geliehen,
hier auf dieser schönen Welt.
Es ist alles nur geliehen,
aller Reichtum, alles Geld.
Es ist alles nur geliehen,
jede Stunde voller Glück.
Mußt du eines Tages gehen,
läßt du alles hier zurück.
Man sieht tausend schöne Dinge
und man wünscht sich dies und das.
Nur was gut ist und was teuer,
macht den Menschen heute Spaß.
Jeder will noch mehr besitzen,
zahlt er auch sehr viel dafür.
Keinem kann es etwas nützen,
es bleibt alles einmal hier.
Jeder hat nur das Bestreben,
etwas Besseres zu sein.
Schafft und rafft das ganze Leben,
doch was bringt es ihm schon ein ?
Alle Güter dieser Erde,
die das Schicksal dir verehrt,
sind dir nur auf Zeit gegeben
und auf Dauer gar nichts wert.
Darum lebt doch Euer Leben !
Freut Euch auf den nächsten Tag !
Wer weiß schon auf diesem Globus,
was das Morgen bringen mag.
Freut Euch an den kleinen Dingen,
nicht nur an Besitz und Geld.
Es ist alles nur geliehen,
hier auf dieser schönen Welt.
Heinz Schenk (1978)