The trust in more of the less – von einem Mehr vom Weniger.

 

 

& was nun, 
am Jahresende, nur noch zählt, sind die Momente. 
Die Momente voll mit dem wahren Leben, 
dem Sein im Hier & Jetzt, 
dem gemeinschaftlichen Geben & dem Nehmen. 

Ein Jahr, das so zu Ende geht, braucht mehr Gefühl, 
mehr Solidarität, — Gemeinschaft.
Eine gemeinsame Suche 
nach dem Sinn.

 

Wie viel Weniger ist wirklich mehr und wie viel mehr muss wirklich sein? In einem Jahr, in dem wir uns dies immer wieder fragen durften und mussten, war es umso wichtiger, zu erkennen, was uns wirklich am Herzen gelegen und uns in unserem „Seelenheil“ unterstützt hat. Wir können & konnten nicht einfach vor uns fliehen, konnten nicht wie gewohnt mal eben im weit entfernten Urlaubsland abschalten – konnten uns manchmal sogar noch nicht mal in die gewohnte Arbeit stürzen, denn je nach Beruf, lag diese einfach vollends brach.

 

Das Jahr im Rückblick – nicht alles war leicht, doch für alles erfüllt mich dennoch tiefe Dankbarkeit.

 

Nach einem Jahr, das vielen gezeigt hat, worauf es ihnen wirklich ankommt, ist es umso wichtiger, um diese Erkenntnisse nicht einfach dahin ziehen zu lassen. Dieses Jahr, seine Erfahrungen und die Konsequenzen daraus – waren kein Ausnahmezustand, den es zu verdrängen gilt. Dieses Jahr ist im Prinzip auch heute, am Ersten des neuen Jahres, vorbei. Es hat sich eigentlich nichts geändert – so einfach über Nacht. Dennoch, begleitet uns scheinbar eine neue Hoffnung. Doch bei jedem so sehnsüchtigen Blick in die nahe oder auch noch ferne Zukunft: Es geht bald nicht darum, all das „Verpasste“ aufzuholen und wieder „aufzustocken“ – es geht bald vielmehr darum, das, was man nun gelernt hat, auch wirklich nachhaltig anzuwenden.

 

 

Und im besten Falle, haben wir gelernt, dass Weniger nun mal eben M E H R ist.

Und das ein M E H R vom Weniger einer der Wege sein kann,

wie wir unsere Zukunft nachhaltig gestalten können.

 

 

Noch vor einem Jahr hatte ich den Kopf voller Pläne. V i e l e r Pläne. Von vielen Touren, festen Daten, festen Events – datierten und mehr oder minder überlegten Vorhaben. Ich wollte umsetzen, auf was ich solange gewartet hatte und was ich so lange entbehren musste – wollte eine neue Freiheit leben, die ich so vorher nicht gekannt habe. Ich dachte, es wäre richtig, das Jahr mit einigen wichtigen „Events“ durchgeplant zu haben – ich wollte keine Leere in den Tagen, die mir zu meiner freien Verfügung parat standen. In diesem Moment im letzten Jahr gab mir dieser Plan einen gewissen Halt: Ich wollte klare Ziele & Aufgaben vor Augen haben, mich Herausforderungen stellen, wollte nichts verpassen.

 

Beginn 2020. – Den Kopf noch voller Pläne – Verlauf 2020. Das Herz voll Glück – jedoch abseits aller Pläne. 

 

Ein Jahr später habe ich eigentlich nur einen „Plan“ umgesetzt: Ich bin viel Rad gefahren, habe mich den Elementen der Natur gestellt, habe alle paar Tage draußen geschlafen, habe auf meinen Instinkt & mein Bauchgefühl gehört und so intuitiv gelebt wie noch niemals zuvor. All die anderen Pläne – sie wurden hinfällig & die Umstände dürften jedem bekannt sein, haben wir uns doch alle durch die Corona Pandemie einschränken & viele Pläne ziehen lassen müssen.

 

Ein Jahr später weine ich diesen Plänen keine Träne mehr nach – denn deren Wegfall hat mir die Freiheit geschenkt, mehr im Hier & Jetzt zu leben. Ich habe unglaubliche Erfahrungen gemacht und trage nun Erinnerungen in meinem Herzen, die keine Visualisierung, kein Plan, keine Vorstellung der Welt mir hätten geben können.  Noch nie zuvor war ich so darauf angewiesen, mich täglich aufs Neue damit auseinanderzusetzen, was ich wirklich will vom Leben. Was ist mein wirklicher Plan, wenn ich keinen konkreten mehr habe? Womit verbringe ich meine Zeit, wenn es sie förmlich „nicht mehr gibt“, wenn ich frei von ihr bin? Was treibt mich an, wenn es keinen Automatismus mehr gibt? Was ist meine Reaktion, wenn der Reiz fehlt?

 

 

Wer bin ich, wenn ich still werde und es dann auch um mich herum ganz still wird?

 

 

Manchmal – bleibt dann nicht mehr viel. Jedoch bleibt dann immer noch genau das, worauf es wirklich ankommt. Dieser Blog, er enthält Beiträge, die ein paar Jahre alt sind. Beiträge, in denen ich beispielsweise sehnsüchtig das Ende meiner Doktorarbeit herbei gesehnt sowie mit einigen Entscheidungen in meinem Leben gehadert habe. Es waren Zeiten, in denen Glaubenssätze wie  „sobald X/Y erreicht ist, werde ich endlich leben können“ und „ich muss X/Y erreichen, um W/Z tun zu dürfen“ der Standard waren. Ich dachte lange, dass ich erst Leistung bringen musste, um genug zu sein. Habe durch viele Aus- und Weiterbildungen meine Zukunft erarbeitet, habe mich somit immer für mindestens 2 Jahre verpflichtet und gebunden. Psychisch, physisch & auch finanziell. Zusätzlich habe ich mich lange von alten Gedankenmustern & Strukturen leiten lassen, bin vor dem geflüchtet, was wirklich ist. Habe Dinge gelassen, weil der Rat anderer und die Meinung dazu mich verunsichert haben – mich nicht mehr an mich haben glauben lassen.

 

In der Natur – losgelöst von Raum & Zeit. 

 

All das würde ich nicht missen wollen

– denn die Erfahrung und das Lernen daraus, haben mich erst zu dem Menschen gemacht, der ich nun bin.

 

 

Ein Jahr, das so zu Ende geht,
braucht Dankbarkeit. 
Für das, was wir schon haben & immer haben durften.
Dankbarkeit, 
für jede noch so kleine Freiheit, Gesundheit, für wahre Nähe. Geliebte Menschen 
& kraftspendende Landschaften um uns herum.

Wir brauchen Empathie 
& Mitgefühl. 
Für die, die verloren haben. 
Für die, 
die i m m e r noch & gerade jetzt und hier —
kämpfen. 
Für die, 
die gerade ihre Zukunft verlieren.

 

Doch jetzt, wo unter anderem die Beendigung meiner Doktorarbeit und damit eine seit Jahren herbei gesehnte Freiheit immer greifbarer wird, wird mir bewusst, was für ein Ballast somit abfällt. Jedoch ist dieser Ballast mit den Jahren kleiner und kleiner geworden – denn ich habe die Prioritäten umgelegt. Nicht mehr in einem „Wenn, dann“ gelebt, sondern mehr in einem „Erst mein Hier & Jetzt, und dann das Dann“ – weniger in einem „ich muss zuerst“ sondern mehr in einem „ich brauche zuerst“. Lange habe ich mich schwer damit getan, Verpflichtungen zu haben, die mich nicht frei sein lassen – habe mich schwer damit getan, mir nicht erst meine wahren Träume erfüllt zu haben.

Sicher, das Leben ist kein Wunschkonzert – jedoch ist es aber auch kein Abarbeiten, kein Funktionieren-müssen. Je nachdem, wie sehr man sich in feste Strukturen manövriert hat, wird die Verantwortung, für sich & andere sorgen zu müssen und die Verpflichtungen, die hiermit einhergehen, größer oder kleiner sein – und desto schwieriger kann es werden, rein aus der Intuition heraus zu leben, ohne Planen zu müssen.

Doch egal, an welchem Standpunkt man gerade ist, egal, wie viel Dinge, wie viele Verpflichtungen, wie viel Ballast man sich schon angehäuft hat – die Chance auf Reduktion, auf Innehalten, auf ein Mehr vom Weniger –  sie ist i m m e r da.

 

Glück braucht wenig, damit es uns finden & erreichen kann. 

 

Wir können sie jederzeit und jeden Tag aufs Neue nutzen und es ist nie zu spät dafür. Gerade jetzt, zum Jahreswechsel und im zweiten Herunterfahren innerhalb der Pandemie können wir die uns geschenkte Stille nutzen und uns fragen, was wir wirklich brauchen im Leben. Was hat uns Halt gegeben, in diesem so besonderen Jahr? Was hat uns so sehr bereichert, dass wir es auch im kommenden Jahr für uns nutzen können? Was hat uns dagegen nicht gut getan, hat den Ballast erhöht, hat uns schwer atmen lassen – was darf also von uns gehen?

Es geht gerade gar nicht mehr darum, für das neue Jahr gute Vorsätze zu schmieden und feste Pläne zu haben. Es geht nicht mehr darum, aufzuholen. Es geht nicht um Vergleich, nicht um Wettbewerb. Wir können es ohnehin nicht planen – und wir dürfen diese Tatsache mit Vertrauen an die Situation anerkennen.

 

 

Denn nichts passiert ohne Grund – und diese Zeit, sie tut es auch nicht.

 

 

Vielmehr dürfen wir uns einlassen, auf ein Mehr vom Weniger, um vor allem mehr bei uns und mehr im Hier & Jetzt zu sein.

 

In einem Weniger kann ich mehr sehen – mehr in meinem Umfeld entdecken, mehr wahrnehmen – meine Sinne schärfen sich. Dieses Weniger ist Teil all meiner Bikepackingtouren, meines Lebens geworden. Wenn es mir hier schwerfällt loszuziehen, dann liegt es immer daran, dass ich zu viel Ballast mit mir rumschleppe. Dass ich denke, erst noch all die Dinge erledigen zu müssen, die scheinbar nicht warten können. Dass ich zu voll bin von all dem Input – bis er mich endgültig am Losziehen & Loslassen hindert. Doch immer dann, wenn ich schlussendlich wieder unterwegs bin & zurück ins Weniger komme, wird es langsam endlich wieder leichter, mit jedem Kilometer & jeder Kurbelumdrehung ein Stückchen mehr.

 

Und diese Erfahrung – wir schaffen sie auch im Alltag. Stück für Stück – und jeden Tag ein kleines bisschen mehr davon. Vom Weniger.

 

Rausgehen, still werden – & mit dem Bewährten weitermachen. 

 

In diesem Jahr gilt gerade nur noch eines: mit dem Bewährten weiterzumachen. Die Türen, die sich öffnen, sind die, die ich niemals hätte planen können. Die besonderen Momente, die mich finden, sind die, die ich mir niemals hätte vorstellen können. Für dieses Jahr gibt es mehr vom Hier & Jetzt, mehr vom Weniger, mehr von einem wahren Fokus, mehr von dem, was wirklich ist. Im vollständigen Loslassen findet man, wovon man nicht mal wusste, es gesucht zu haben. Wenn ich es nicht selbst erleben würde – würde ich es mir selbst nicht glauben, denn lange habe ich es so nicht zugelassen.

 

Die Dinge, die uns finden, wenn wir sie nur lassen. 

 

Daher mache ich Euch Mut, zu vertrauen. Dass die Dinge passieren, wie sie passieren. Dass es – richtig so ist und gut wird, so wie es kommen wird. Auch heute, und auch noch morgen. Und überhaupt, in diesem neuen Jahr.

 

Ein Jahr, das so zu Ende geht,
braucht keinen Vergleich, keinen Wettkampf, kein endloses Pushen, kein Abspalten mehr.

Keinen Egoismus zur grenzenlosen Selbstverwirklichung, 
keinen unbedachten Antrieb mehr.

Es braucht — 
viel mehr als das. 
In Verbundenheit.
& Ehrlichkeit.

 

Hej & Happy Welcome!
Von einem Mangel ohne Sein - wie wir werden, was wir sind.

5 Kommentare bei „The trust in more of the less – von einem Mehr vom Weniger.“

  1. Wunderbar geschrieben, liebe Leona!
    Dankeschön!

    Herzlichst Christina

    1. Liebe Christina,
      hab vielen Dank für Dein Feedback & die Worte zum Beitrag. 🙂 Das freut mich sehr zu hören & schön, dass Du ihn gelesen hast.
      Alles Liebe aus Freiburg,
      Leona

  2. […] mehr anzuhäufen, sich noch mehr zu binden, noch mehr in Konsum verstrickt zu sein. Und wenn ich Mehr vom Weniger möchte, dann bedeutet dies zusätzlich auch, noch weniger anzuhäufen und eben auch noch weniger […]

  3. […] es nicht – wie nichts in diesem Jahr. Und als ich Anfang des Jahres sagte, dass es in diesem Mindset einige „schwarze Löcher“ geben würde, konnte ich dennoch noch nicht ahnen, was 2021 alles an […]

  4. […] – denn leben müsste ich auch, ohne Unterwegs zu sein. Und unterwegs – fällt das Leben ohnehin minimalistisch und günstiger aus als im normalen Alltag. Dennoch – meine Finanzen und materiellen Bedenken werden mich […]

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