Mindful bodies & whole hearts – the beginning.

 

 

1,83 m. 78 kg. Das bin ich. Oder so. Ich weiß letzteres nicht genau, denn mit meiner Entscheidung, der Magersucht den Kampf anzusagen, ist auch meine Waage schon vor Jahren ins Abseits verbannt worden. 

Mein Körper hat sich zurück gekämpft. Was von mir mit unter 50 kg damals noch übrig war, war ein Wrack. Sowohl körperlich als auch mental. Es hat Jahre gebraucht, um an diesen heutigen Punkt zu kommen. Jahre an Fortschritten, Rückschlägen, Kämpfen, Learnings, Loslassen. 

Mein Gewicht war lange eine große Angst&ich kann es zu diesem Zeitpunkt nur schätzen und habe dessen Zahl erst letztes Jahr bei einer Kontrolle meiner Knochendichte „hören müssen“, als es mir dort unverblümt mitgeteilt wurde.. 

& ich bin ehrlich: bei der Zahl von 78 kg brach für mich dort eine Welt zusammen.

Doch ich hatte die Wahl: meine daraus resultierende Freiheit und die Stärke meines Körpers anzunehmen — oder sie ihm erneut durch Raubbau zu nehmen.

Ich entschied mich für Ersteres. Und mein Körper dankte es mir. Trug mich über die Platte der GST. Über unzählige Schwarzwaldberge. Durchquerte mit mir Frankreich in all seinen einsamen Gebirgen. Schleppte mich & mein Gepäck hoch auf den Mont Ventoux—&ließ mich nicht im Stich. Obwohl ich ihn doch so lange so ausgemergelt und gemerzt hatte. 

Jedes Kilogramm, dass ich zurück gewann, hat mich 

s t a r k gemacht — auch wenn ich jedes einzelne so sehr hasse, verhasst habe und auch heute noch nicht immer akzeptieren kann. 

Doch es sind nur Zahlen. Und die wahre Stärke, die Summe meiner Erfahrungen, meiner Freiheiten, fernab von diesen kranken Zwängen & diesem Hinvegetieren im ständigen Hungerkampf ist das, was mich wirklich am Leben hält.

Ich will—weg vom Kampf mit dem Körper und sich selbst.

Weg von Körperschemata Störungen. Weg von falschen & kranken Idealen.Hin zu mir selbst.Zu Stärke.Leidenschaft.Und Vertrauen in das, was mich wirklich an— & vorantreibt.

Ich will das —

denn es wird Zeit.

für mich.Für Dich.Für uns

& alle, die hier noch kämpfen & schon viel zu lange gekämpft haben.

 

Mindful bodies. Whole hearts.

Neben dem Motto von Trust your path of life & More of the less sind diese beiden Worte in den vergangenen Wochen eine Art Mantra von mir geworden.

Mindful bodies. Whole hearts. Das eine bedingt das andere – auf eine im Prinzip absolut natürliche Art & Weise.

Das Zitat des obrigen Textes ist aus einem meiner vergangenen Posts bei Instagram, den ich aufgrund initialen Beiträgen anderer Frauen in der Bikepacking-Szene bezüglich der Thematik Essstörungen & Körperschemastörungen gepostet hatte und der eine unfassbare Welle an Anteilnahme & Feedbacks brachte. 

Dies zeigte mir erneut, dass nicht nur ich mich in meiner eigenen Blase sehr mit dem Thema Körperakzeptanz bis hin zu Essstörungen und Selbstanfeindung beschäftigte, sondern eben auch viele weitere Menschen darunter leiden. Meine „Blase“ an Menschen besteht hier insbesondere aus jenen, die im Radsport (mit all seinen Variationen & Ausdehnungen) unterwegs sind und die unter den hier möglichen & herrschenden Idealvorstellungen, wie ein starker, schneller & gesunder Körper auszusehen hat, zu leiden haben. Und ich frage mich: wie kann es hier besser werden?

Es ist nicht nur eins.

Gleich vorneweg: Als ehemals Betroffene weiß ich, dass die Essstörung niemals nur eine Ursache hat und niemals nur daraus resultiert, dass man falsche oder nicht realistische Ideale eines bestimmten Körperbildes verfolgt. Die Entwicklung einer Essstörung ist so komplex, dass alle Faktoren (bis hin zur Genetik) angeschaut werden müssen, wenn man sie vollends verstehen möchte. Es wäre also viel zu leicht zu sagen, dass das Problem sich löst, wenn bspw. neue gesellschaftliche Körperideale geschaffen werden und die Akzeptanz jeder Art von Körper gesteigert wird. So leicht ist es leider nicht. 

Mein Wunsch zur Aufklärung.

Und dennoch habe ich den Wunsch, durch meine Worte dafür zu sorgen, dass das Thema an Achtsamkeit gewinnt. Es geht mir nicht nur darum, Betroffenen weiterzuhelfen und ihnen Mut zu machen, den Weg aus dieser Essstörung herauszufinden, sondern auch darum, all jene zu schützen, die in Gefahr laufen, in eine solche Krankheit hineinzurutschen. 

Denn die Schwelle & die Grenze von Diät, Körper“transformation“ und Selbstoptimierung (und sei es nur aus gesundheitlichen Gründen) ist verdammt schmal und schnell überschritten.

 

…unsere Stärke definiert sich durch so viel mehr als nur unseren Körper. 

 

Das eigene Körperbild zulassen.

Ich hinterfrage mich oft, in welchen Denkstrukturen ich mich gerade wiederfinde und ob das, was mir mein Denken, mein „Monkeymind“ über mich selbst, meinen Körper & meine Stärke gerade vermittelt, wirklich wahr sein kann.

Und ich ertappe mich immer wieder dabei, dünn mit stark gleichzusetzen und mich vermeintlich nicht fit (genug) zu fühlen, weil mich gerade ein Körper trägt, der eben mehr Masse hat als noch vor ein paar Jahren. Dass ich dort jedoch deutlich „unfitter“, schwächer und überhaupt nicht zu den heutigen (auch mentalen) Höchstleistungen fähig war, das vergesse ich in solchen Momenten ganz gerne mal. Dennoch macht der Kopf und diese festgefahrenen Denkmuster einem schnell den entscheidenden Strich durch die Rechnung & verhindern, dass man sich auf einem gesunden Niveau auch weiter entwickeln kann. Man steht sich & der eigenen Stärke dann plötzlich selbst im Weg – & hält sich langfristig klein. 

Die eigene Stärke erkennen.

Es geht uns um Stärke – sowohl auf mentaler als auch auf körperlicher Ebene. Immer wieder wird uns hier eingetrichtert, wie ein starker Körper auszusehen hat – und das ist ein oftmals einfach nur irreführendes und falsches Bild. Es gab Zeiten, in denen sah ich sehniger und „definierter“ aus – dies war jedoch kein Zeichen von Stärke, sondern mehr ein Resultat aus meiner Abmagerung, chronischem Stress & einer nachfolgenden, ungesunden Auszehrung. Heute – mit mehr Ressourcen an meinem Körper – bekommt die Stärke ein ganz anderes Bild – und ich bekomme sie auch im Rad umgesetzt – wenn da nicht eines wäre: festgefahrene und hemmende Denkstrukturen & -muster.

 

…& Du bist stärker, als Du jemals dachtest, wie Du es bist.

 

Vom Denken übers Sein & Müssen.

Diese Muster & Strukturen, sie halten uns oftmals fest und suggerieren uns, dass wir schwächer sind, als wir es wirklich sind. Ein Beispiel: ich fühle mich zu dick und daher nicht fit genug, um Berg XY kraftvoll und schnell hochzufahren – diese mentale Sperre wird dafür sorgen, dass ich in der Realität dann auch wirklich eher den Berg hochschleichen werde. Und somit mein volles Potential nicht nur nicht entdecken, sondern auch schon gar nicht entfalten kann. Und das ist – einfach nur schade. & traurig. Und dennoch – kenne ich es, bei aller bisherigen positiven Entwicklung raus aus der Essstörung, so, so gut.

Wir sind nicht alleine.

Mit diesen Gedanken und all den Belastungen rund um dieses Body-Mindset sind wir – das ist das tröstliche daran – nicht alleine. Je mehr darüber gesprochen wird, je mehr mutige Wesen wir finden, die sich hinstellen und sagen: „Ja verdammt, das ist mein Körper und auch wenn er nicht perfekt ist, ist er es wert, liebevoll & mitfühlend & gleichberechtigt behandelt zu werden“, desto mehr Menschen werden es hoffentlich auch schaffen, sich von diesem Mut mitnehmen zu lassen. In der Hoffnung, dass es viele davor schützen kann, in schwerwiegende Körperschemata- sowie Essstörungen abzurutschen. 

 

…es ist möglich, stark & gut zu sich zu sein – auch wenn man selbst nicht mehr daran geglaubt hat.

 

Was wir tun können.

Uns nicht nur selbst in Eigenakzeptanz zu üben, sondern dies auch anderen gegenüber zu tun, ist ein wesentlicher Faktor. Menschen werden nicht darüber bestimmt, wie viel sie wiegen oder wie sie aussehen. Wir sind alle wertvoll und jeder Körper durchläuft im Leben seine individuellen Phasen der Veränderung. Das ist nicht nur normal, sondern auch zwingend notwendig – denn immerhin leistet unser Wunderwerk Körper hier Großartiges, um sich immer wieder neu auf die Herausforderungen des Lebens einstellen zu können und um unsere Seele dort hindurch zu tragen. 

Akzeptieren wir unsere Körper, so, wie sie eben sind. Fokussieren wir uns mehr darauf, dass wir uns in ihnen wohlfühlen können, weil wir gesund in ihnen sind. Weil sie uns etwas ermöglichen, dass sonst unerreichbar wäre. & weil sie uns das wert sein sollten. 

 

 

Dies ist der erste Teil aus einer Serie von Beiträgen, in denen ich versuchen  möchte, immer mehr auf die Thematik einzugehen, für Verständnis, Achtsamkeit & Mut zu sorgen. Alle weiteren Beiträge findet ihr ab sofort unter der Kategorie Mindful bodies & Whole hearts.

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